Frieda und Paulchen

Frieda und Paulchen, das sind zwei ganz schräge Typen kann ich nur sagen. Und ausgerechnet diese zwei Ganoven haben sich in den letzten Wochen bei uns einquartiert. Aber lass mich die Geschichte der Reihe nach erzählen:

Während ich hier sitze und diese Kolumne schreibe erhole ich mich gerade von einer Woche Zwangsferien, die ich klein Paulchen zu verdanken habe. Paulchen, das ist der winzige Untermieter, der sich für etwa eine Woche in meinem Körper einquartiert, und meinen gut organisierten Alltag schwuppdiwupps von einem Moment auf den anderen auf den Kopf gestellt hat. Na ja, vielleicht fasst du dir jetzt an den Kopf, weil ich "meinem" Grippevirus einen Namen gegeben habe, aber ob du's glaubst oder nicht, es machte die Leidenszeit wenigstens etwas erträglicher - und eigentlich stammt die Idee auch nicht von mir, doch muss ich sagen, es hatte was für sich. Immerhin hatte ich so einen Schuldenbock, den ich wenigstens beschimpfen konnte, wenn mir auch sonst die Hände gebunden waren... Angefangen hat's ja ganz harmlos mit einem Kratzen im Hals, und es dauerte mehrere Tage bis ich die ernsten Absichten meines Untermieters erkannt hatte. Dann jedoch hat dieser kleine Kerl angefangen sein Marathontraining ausgerechnet in meinem Magen abzuhalten. Das hat mich dann endgültig flachgelegt. In unzähligen Zwiegesprächen während mehrerer Tage habe ich ihn immer wieder angefleht, doch bitte bitte auszuziehen, oder das Lauftraining wenigstens mal kurz zu unterbrechen und eine Suppe oder eine Tasse Tee so zu sagen als Mitgift zu akzeptieren, doch der kleine Kerl war zu keinem Erbarmen zu bewegen und schickte mir postwendend alle diese Gaben wieder zurück. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als mich seinem Willen zu beugen (im wahrsten Sinne des Wortes, über unseren Putzeimer) und zu warten, bis er des Trainings müde wurde und schliesslich endlich aufhörte meinen Magen mit seinen Laufschuhen zu transalieren. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber der Eimer und ich wurden in dieser Zeit treue Freunde. Drehte ich mich in unserem schönen Bett nach links, kam er mit, drehte ich mich nach rechts, begleitete er mich auch auf diese Seite, war stets zu Diensten und las mir jeden Wunsch von den Augen ab (na ja, es blieb ihm eigentlich nicht viel anderes übrig). Paulchen war unermüdlich bei der Arbeit und langsam begann ich zu zweifeln, ob letztendlich tatsächlich ich die bessere Kondition haben würde. Doch dann ging dem Herrn die Puste aus. Der Eimer und ich gingen als Sieger aus diesem Kampf hervor. Nun ist Paulchen glücklicherweise wieder ausgezogen und beehrt wahrscheinlich schon bald einen weiteren bedauernswerten Menschen mit seiner Anwesenheit.

Wir jedenfalls haben im Moment genug von unwillkommenen Mitbewohnern. Da war nämlich in den letzten Wochen noch Frieda, seine heimtückische Frau (nehm ich jedenfalls mal an), die sich bei meinem Schatz eingenistet hatte und ihn sage und schreibe sogar kurz ins Krankenhaus brachte. Dieses Weib sag ich dir, hatte es ganz faustdick hinter den Ohren, der waren sogar die meisten Antibiotikas schlichtweg egal. Aber sie hat nicht mit unserem Kampfgeist gerechnet und sich dann prompt die Finger verbrannt. Tja, wer nicht hören will muss fühlen.

Wir sind zum Glück diese Typen endlich los, wurde auch höchste Zeit, wir haben in nächster Zeit nämlich so viele interessante Dinge vor, dass wir uns unmöglich auch noch um solche jämmerlichen Gestalten kümmern könnten…

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